75 | Serie: Wie du dich in Texten besser präsentieren kannst – Schreibstrategien für Künstler*innen (3)

ENGLISH TEXT BELOW: PRESENT YOURSELF BETTER IN TEXTS – WRITING SKILLS FOR ARTISTS (3)

Dies sind die Inhalte der Serie:

  1. Einleitung
  2. Wie Schreibstrategien helfen können
  3. HEUTE: La Dolce Vita
  4. Künstlerische Biografie
  5. Künstlerisches Statement
  6. Bewerbungsanschreiben
  7. Einladung zu einer Ausstellung
  8. Exkurs: Fotos einreichen
  9. Texte für die Ausstellung
  10. Weitere allgemeine Empfehlungen

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3 La Dolce Vita

Neben meiner eigenen künstlerischen Tätigkeit kuratiere und organisiere ich auch einmal im Jahr die Brücker Kunsttage, ein Stadtteil-Event im Osten von Köln. Durch diese beiden Perspektiven, als Künstlerin & Kuratorin, habe ich ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was eine gute künstlerische Vita ausmacht.

Ein Hinweis vorweg: Die Begriffe „Vita“, „Künstlerischer Lebenslauf“, „Künstlerische Biografie“ oder auch „Kurzbiografie“ sind für Künstler*innen im deutschen Sprachraum nicht eindeutig definiert. Es gibt aber grundsätzlich den Unterschied zwischen einer tabellarischen Form und einem zusammenhängenen Text. Im englischen Sprachraum wird dabei oft unterschieden nach „Resumé“ für ersteres und „Bio(graphy)“ für letzteres. Im heutigen Teil der Serie geht es um die erste – also tabellarische – Form und um die Frage, was überhaupt dort hineingehört und was nicht.

Wer Kunst studiert hat und/oder bereits von einer guten Galerie vertreten wird, wird meine Ratschläge hier eher nicht mehr benötigen. Oft ist das abgeschlossene Kunststudium an einer angesehenen Hochschule an sich schon die Eintrittskarte für eine professionelle Laufbahn. Wie aber gehen Künstler*innen vor, deren Aktivitäten sich erst im Laufe der Zeit professionalisiert haben und die sich nun entschieden haben, regelmäßig auszustellen und zu verkaufen? Die erste Antwort steckt bereits in der Frage: Die Entscheidung dazu sollte konkret getroffen werden. Nichts behindert einen guten Start mehr als die Unsicherheit darüber, was genau man eigentlich will.

Was genau gehört in die Vita?

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© Seona Sommer

Persönliche Informationen

Dein Name, deine Adresse, Webseite, Emailadresse, Telefonnummer, weitere Kontaktmöglichkeiten und ein Foto sind ein unerlässlicher Teil eines jeden tabellarischen Lebenslaufes. Das Foto sollte eine gute Qualität haben und du solltest darauf einen freundlichen Eindruck machen. Ob es bunt oder schwarzweiß ist, ob es dich im Business-Outfit oder mit dem Pinsel an der Leinwand zeigt, das kannst du ganz nach deinem persönlichen Geschmack entscheiden. Da haben wir Künstler*innen glücklicherweise viel Freiheiten, uns so zu präsentieren, wie wir sind.

Abgeschlossene Ausstellungen

Es gibt viele Möglichkeiten, die eigene Kunst auszustellen. Einen ausführlichen Überblick dazu habe ich in meiner >>Serie „Ausstellungsmöglichkeiten“ im letzten Jahr hier im SommerKunstBlog gegeben. Bei der Auswahl für einen geeigneten Ausstellungsort spielt die Frage „Was bringt mir diese Ausstellung?“ eine wichtige Rolle, wenn es darum geht zu beurteilen, ob die Ausstellung sich gut in der Vita macht. Auch sollte man von vorneherein die eigenen Ansprüche klar formulieren können: Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass JEDE Ausstellungsmöglichkeit zählt und es eher um die Quantität als die Qualität geht. Fünf Einzelaustellungen beim “Friseur um die Ecke” – ohne Vernissage, ohne Verkäufe, ohne jegliche Aufmerksamkeit – sehen weniger gut aus als die eine Teilnahme an einem organisierten Stadtteilevent, bei man in genau diesem Friseurgeschäft ausgestellt hat. Mit anderen Worten: Die Ausstellungsorte sollten nicht wahllos gewählt sein, sondern man sollte sich mit jeder eigenen Ausstellung oder Ausstellungsbeteiligung gezielt eine Art “guten Namen” in die Vita schreiben können. Oder man lässt womöglich auch mal eine nicht so gewinnbringende Ausstellung in der offiziellen Vita einfach aus: Weniger ist oft mehr! Und anders als in der Arbeitswelt der Angestellten bist du als freischaffende*r Künstler*in nicht dazu verpflichtet, einen lückenlosen Lebenslauf vorzulegen. Es sollte einfach eine gewisse Regelmäßigkeit an Ausstellungen zu erkennen sein. Grundsätzlich sind für den Anfang vor allem Ausstellungsbeteiligungen zu empfehlen. Wenn diese professionell organisiert sind und wenn dort auch professionelle Künstler*innen teilnehmem, färben sie automatisch in positivem Maße auf die eigene Vita ab. Im weiteren Verlauf der Karriere sind aber auch Einzelausstellungen wünschenswert. Wenn möglich, sollten Einzel- von Gruppenausstellungen in der Vita voneinander unterschieden werden.

Presse

Wann immer man ausstellt, sollte sichergestellt sein, dass in irgendeiner Form darüber berichtet wird, vornehmlich von der Presse. Wer es schafft, den eigenen Namen in die Zeitung zu bekommen, hat schon viel für die gute Vita geleistet. Ausgewählte Artikel können genannt oder ggf. beigelegt werden.

Kunstpreise

Kunstpreise sind eine weitere Möglichkeit, die eigene Vita aufzuwerten. Auch diese sollte man vorher gut recherchieren, um zu entscheiden, ob sich eine Teilnahme lohnt. Ausschreibungen kann man in Kunstzeitschriften, online oder teilweise auch in der lokalen Presse finden. Sicherlich wird man sich hier einige Absagen einhandeln, da es natürlich immer nur wenige Preisträger*innen gibt. Aber vielleicht klappt es ja doch einmal. Viele lassen nur eine sehr eingeschränkte Gruppe an Bewerber*innen zu: vielleicht nur aus der eigenen Stadt, vielleicht nur zu einem bestimmten Thema, vielleicht nur zu einer ganz bestimmten künstlerischen Technik. Das schränkt die Anzahl möglicher Bewerbungen natürlich ein, aber wenn man mal eine passende Ausschreibung findet, dann gibt es auch nur wenig Konkurrenz.

Künstlerische Ausbildung

Viele erwähnen in ihrer Vita die Teilnahme an Malkursen. Hier sollte man sich gut überlegen, ob man mit einer solchen Auflistung nicht nur die noch freie Fläche füllen möchte. Ganz sicherlich sollten keine VHS-Kurse erwähnt werden. Wer hingegen wirklich gute Kurse bei professionellen und ggf. bekannten Künstler*innen oder an einer guten privaten Kunstinstitution besucht hat, muss das nicht unerwähnt lassen.

Bist du Autodidakt*in?

Hier scheiden sich die Geister. Während die einen meinen, dass das gar nicht gut ankommt, und diese Information und somit das Wort an sich einfach unerwähnt lassen, sagen die anderen, dass es doch gerade bei Künstler*innen mit hoher Qualitätsstufe viel bedeutet, wenn man sich das alles selbst erarbeitet hat. Ich kann dir hier keinen guten Rat geben, du musst das nach deinem Gefühl selbst entscheiden – vielleicht auch von Fall zu Fall. Es ist allerdings eine Tatsache, dass viele Galerien Autodidakt*innen nicht akzeptieren. Aber es ist auch interessant, dass einige andere Länder (z.B. die USA) Autodidakt*innen teilweise einen wesentlich höheren Stellenwert geben.

Allgemeine Form

Es versteht sich von selbst, dass ein gutes und übersichtliches Layout sowie eine einwandfreie Rechtschreibung und Grammatik schon mal einiges hermachen. Wenn du keine Ahnung hast, was das bedeutet, suche dir im Internet Beispiele für visuell ansprechende Lebensläufe (unabhängig vom jeweiligen Inhalt). Generell gilt:

  • Jahreszahlen geordnet von Gegenwart (oben) nach Vergangenheit (unten)
  • weniger (Text) ist mehr!
  • gut lesbare Schriftart (z.B. Arial, Times)
  • einheitliche Darstellung von Überschriften, Auflistungen, Schriftarten
  • höchstens zwei Farben
  • Schriftgröße zwischen 11-13
  • max. 1 DIN-A4-Seite

Vita auf der eigenen Webseite

Eine Webseite unterscheidet sich grundlegend vom Aufbau einer Mappe oder eines Briefes. Denn du hast z.B. die Möglichkeit, Presseartikel auf einer eigenen Unterseite aufzulisten. Auch stehen deine Kontaktinformationen auf der Webseite natürlich im Impressum und nicht in der Vita. Es sollte auch immer die Maxime gelten, dass eine einzelne Unterseite nicht zu viele Informationen beinhalten sollte.

Fazit

Zusammenfassend steckt hinter der guten Vita also wesentlich mehr als nur eine Anzahl bunt zusammengewürfelter und aufgelisteter Informationen. Es handelt sich stattdessen um ein gut durchdachtes Marketing-Konzept, bei dem viele verschiedene Faktoren  zusammenspielen. Eine Zusammenstellung könnte so aussehen:

  • Beteiligung an Stadtteilausstellungen/Gruppenausstellungen von Künstlerclubs oder Kunstvereinen, Einzelausstellung in einer Bank/ einem Rathaus
  • Zeitungsartikel mit namentlicher Erwähnung
  • Gewinn oder Nominierung im Rahmen einer Kunstpreisvergabe
  • wiederholte Ferienkurse an einer anerkannten Akademie

>> FORTSETZUNG FOLGT

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PRESENT YOURSELF BETTER IN TEXTS – WRITING SKILLS FOR ARTISTS (3)

This is what I talk about in this series:

  1. Introduction
  2. How Writing Strategies Can Help
  3. TODAY: La Dolce Vita
  4. Artist Biography
  5. Artist Statement
  6. Cover Letter
  7. Invitation to an Art Exhibition
  8. On A Side Note: Submitting Photos of Your Art
  9. Texts for the Exhibition
  10. Further General Advice

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3 La Dolce Vita

Apart from my own artistic activity, I am also a curator & project manager of an annual art event in my neighborhood in Cologne. It’s called Brücker Kunsttage and gives 50 visual and some stage artists the opportunity to present their works and show their skills to a broad audience. By doing this, I have gained some valuable knowledge of what a good vita or resumé looks like.

Please note: the terms “vita” and “artist’s biography” etc. are not clearly defined among speakers of German. This is somewhat different among speakers of English where there is a much clearer difference between “resumé” and “bio(graphy)”; plus, the concept of “statement” is widely used. As Germans tend to adopt sooner or later most concepts that have been around in English speaking communities, I am presenting my recommendations based on the English concept. That is, I am going to talk about resumés first, which is today.

Those of you with a degree from art school and/or those of you who are already represented by a decent art gallery, may not need my advice of today anymore. In many cases, the degree already opens the doors to a professional career. But how about those of you, who take their steps alone and aim to become professionals all by themselves? Well, the first answer lies within the question: you should consciously make the decision that from now on you are a professional artist. Insecurity can stop you from having a good start.

What Information Should Be Part Of Your Resumé?

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© Seona Sommer

Personal Details

Your name, address, website, email, telephone, further contact options, and photo are an essential part of each resumé. Please note: if there is something that you do not wish to include, that’s your choice! There are no fixed rules and nobody will reject you because you don’t offer a photo, for instance – unless otherwise stated in the terms & conditions that is. If you do include a photo, however, it should be of good quality and you should make a friendly impression. That doesn’t mean you have to restrict yourself to being all serious and the business-looking type of person. People love to see an artist in action or in a crazy outfit. Fortunately, artists enjoy a much wider freedom here than other people looking for a job.

Past Exhibitions

There a plenty of options to exhibit your art. I have already given a detailed overview in my >>series „Exhibition Spaces“ last year here on SommerKunstBlog. You should always be in a position to clearly name the advantages for your personal career before you agree to exhibit in a specific location. You should also be able to talk openly about your own expectations. It would be a mistake to believe that EVERY exhibition opportunity looks great in your resumé, and to focus on quantity instead of quality. Five exhibitions on the premises of the barber shop next door – without opening reception, without any sales, without any extra attention – are just not the same as participating in a well-organized and locally reknowned neigborhood art event, in which you are assigned exactly this barber shop. In other words: you shouldn’t randomly pick your exhibition locations, but you should focus on those events that really support your career. You may as well just leave out exhibitions of minor importance when putting together your resumé. Instead brush up the remaining and more important information.

In Germany, job seekers usually have to present a complete resumé without any gaps when applying. In English speeking communities, this is usually not the case. But even in Germany, freelance artists enjoy a much wider liberty when putting together their resumé. If you haven’t been to art school and received a prestigious art degree then nobody expects you to have a straight career from highschool onwards. So, focus on exhibiting regularly. For starters, I strongly recommend group exhibitions as these are professionally organized by experienced people. Your name will also be published in the same list with other more experienced and better known artists. The more professional you become, you should also have regular solo exhibitions, of course. If possible, make a clear distinction in your resumé between solo and group shows.

Press

Every exhibition should be documented by the press or other media. If you succeed to get your name into the newspaper etc., that’s excellent marketing for you. You can list or maybe even attach such an article to your resumé.

Art Prizes

Art prizes are another option to brush up your resumé. But don’t forget to always do some research in advance before your apply. Sometimes it’s not worth spending the money that is asked for in (too!) many cases. You can find calls for submissions everywhere: in art magazines, online, or even in the local press. Often, the call is restricted to a certain group of artists only, maybe you can only participate when you live in a certain area or have an artwork that matches a given topic. You will probably not win anything in most cases – but then, you never know.

Education

If you mention painting classes in your resumé, make sure you don’t do this only in order to fill empty space. If you haven’t attended classes taught by (at least locally!) renowned artists or haven’t been to a decent art school, you may as well just leave out the information. Private class with professor so and so is not that interesting…

Are You Self-Taught?

There are those who believe that self-educated artists better don’t mention this at all. And there are those who think highly of those artists who have reached a certain level of quality and professionalism all by themselves. I do not have a recommendation here for you. You should make the decision based on your personal instinct. And maybe you want to make a different decision for each single application you write. It is a fact that many galleries in Germany do not accept self-taught artists. This is very different in some other countries like the U.S. where autodidacts have a much higher standing.

General Design

Needless to mention that attractive design & clear presentation as well as correct spelling & grammar help a lot already. If you have no idea what that means then I recommend that you google visually attractive resumés (without paying attention to their contents). The following is generally advisable:

  • list most recent events first and events from the past last
  • less (text) is more!
  • choose an easy to read font type (e.g. Arial, Times)
  • decide on a  consistent way of presentating headlines, lists, fonts
  • do not use more than two colors
  • font size between 11-13
  • maximum 1 page

Resumé On Your Website

There’s a fundamental difference between websites and letters or physical portfolio folders. On a website, you can always insert a new subcategory (e.g. for press articles) on a new page. You will also not put your personal contact information into your resumé but have a separate imprint. Generally you organize a website according to the rule that there should not be too much information on one page.

Conclusion

You should have learnt by now that a good resumé is much more than simply a list of data. It is actually part of your overall marketing concept. These are examples for the information you could list in your resumé:

  • participation in local art events/group exhibitions with art clubs or art societies, solo shows in a bank/city hall
  • newspaper articles that include the mentioning of your name
  • art prize or nomination
  • repeated holiday art classes at a renowned art institute

>> TO BE CONTINUED

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