ENGLISH TEXT BELOW: HORST TRESS – ART AND COMMUNICATION
Gastbeitrag von Horst Tress:
Kunst und Kommunikation
Da ich mich bereits in jungen Jahren für Kunst interessierte, war es nur folgerichtig, dass ich mich als Zwanzigjähriger entschloss, meine eigene Kunst unters Volk zu bringen. Zu meinen geistigen Ziehvätern zähle ich neben Wolf Vostell und Joseph Beuys auch Curt Stenvert. Nach und nach lernte ich sie alle persönlich kennen. Sie beteiligten sich ohne Wenn und Aber an meinen ersten Publikationen. Unsere Namen tauchten ab den 1970er Jahren auch gemeinsam in internationalen Ausstellungen auf.
In den 1960er Jahren gründete der amerikanische Künstler Ray Johnson die New York Correspondance School. Aus ihr entwickelte sich Anfang der 1970er Jahre der Begriff Mailart. Diese Bezeichnung wird bis heute dem Oberbegriff Fluxus zugeordnet. Unter Postkunst versteht man bemalte, collagierte, gezeichnete und mit eigenen Stempeln bearbeitete Postkarten und Briefe.

Nun war die Zeit gekommen, dass sich die internationale Kunstszene in einem kreativen Netzwerk verknüpfte. Ohne jemals an ein Internet auch nur im Entferntesten gedacht zu haben, knüpften wir damals per Post wertvolle Kontakte. Sehr wichtige Verbindungen, wenn man nur an die Verfolgungen von Künstlern in Chile und Argentinien denkt. Mit der Öffentlichkeit schaffenden Mailart, der immer mehr Platz in Ausstellungen eingeräumt wurde, konnten sich auch Gegner von Unrechtsregimen zu Wort melden. Das Ergebnis war, dass viele Leute auf verhaftete und verurteilte Kollegen verstärkt achteten.


Zu DDR-Zeiten, als es noch ein geteiltes Deutschland gab, unterhielten wir einen regen Kontakt zu den Postkünstlern Ostdeutschlands. Neben einen intensiven Briefwechsel, der übrigens hauptsächlich in verschlossenen Umschlägen stattfand, kamen auch persönliche Treffen zustande. Durch westdeutsche Diplomaten, die an der Grenze nicht kontrolliert werden durften, erreichte unser Austausch ein enormes Potenzial. Wenn wir es schafften, einen aktuellen Documenta-Katalog rüberzuschmuggeln, konnten wir uns gewiss sein, dass er von hunderten Kollegen wahrgenommen wurde und von Hand zu Hand weitergereicht wurde. Ausstellungen, die offiziell nicht genehmigt worden wären, wurden im kleinen Kreis in privaten Wohnungen durchgeführt.
Heute, in globalen Zeiten des Internets, hat sich das Kunstnetzwerk enorm vergrößert. Somit wird die Kommunikation schneller, einfacher und auch effektiver. Wenn ein Brief von Deutschland nach Venezuela damals bis zu einigen Wochen unterwegs war, ist es heute nur noch ein lapidarer Tastendruck, um sich mitzuteilen. Trotzdem sollten wir unsere Kollegen in den Kontinenten nicht vergessen, wo es Zensur sowie eine Beschneidung der künstlerischen Freiheiten gibt.

Denn auch in der Jetztzeit gibt es die gute alte Mailart immer noch. Trotz des World Wide Webs ist diese Kunstform als beliebtes Ausdrucksmittel nicht mehr wegzudenken. Kleine und große gut besuchte Ausstellungen in Museen, Kunstvereine und Galerien beweisen das immer wieder.
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(alle Fotos: Horst Tress)
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HORST TRESS – ART AND COMMUNICATION
Art and Communication
As I was interested in art at a very young age already, it was only a logical consequence that I decided already when I was 20 to spread my art among a wider audience. Wolf Vostell, Joseph Beuys, and also Curt Stenvert became my intellectual mentors. I personally met them one after the other. Without any ifs or buts, they participated in my first publications. From the 1970s, we even took part together in international exhibitions.
In the 1960s, the US artist Ray Johnson founded the New York Correspondence School. Here the term ‘mail art’ originated at the beginning of the 1970s. Until today, it falls under the general heading Fluxus. Mail art includes postcards and letters decorated with paintings, collages, drawings, and marked with self-made stamps.

Then time had come for the international art scene to connect with each other within a creative network. Without having the slightest idea of something like the Internet, we established valuable contacts by postal correspondence at that time. Some of them were really important, when considering persecution of artists in Chile and Argentina, for instance. Mail art created publicity. It was given more and more space in exhibitions and so political enemies of unjust regimes had a chance of speaking up. As a result, a lot more people paid attention to arrested and convicted colleagues.


When Germany was still a divided country, we were in intense contact with mail artists from the former East Germany. We frequently exchanged letters in sealed envelopes, but also had personal meetings. West German diplomats, who were not subjected to controls at the border, assisted in increasing the exchange enormously. When we succeeded in smuggling a documenta catalog across the border, we could be sure that hundreds of colleagues knew about it and that it was passed on from hand to hand. Exhibitions that would not have been approved officially were organized for small groups in private homes.
Today, in global times of the internet, the art network has increased massively. Communication is faster, more simple and more effective. Whereas formerly a letter from Germany to Veneuzuela tool several weeks, today, we can simply press the enter key to talk to each other. Nevertheless, we should not forget about our colleagues in other continents where there is still censorship and artistic freedom continues to be restricted.

Inspite of the World Wide Web, there is still good old mailart today, which many art lovers would not want to do without. This is constantly reaffirmed by big and well-attended exhibitions in museums, art clubs, and galleries.
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(all photos courtesy: Horst Tress)
(translation: Seona Sommer)
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